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AutorenbildCarina

Mieten oder kaufen?

Ich bin gerade auf dem Weg in unseren Keller. In den Händen trage ich eine große Kiste, beschriftet mit “Größe 86”. Ich stehe in unserem Abstellraum, sehe mich um und frage mich, wo ich die Kiste hinstellen soll, und wohin das Ganze wohl in den nächsten Jahren noch führen wird. Ich hebe die Kleidung für unser zweites Kind und für meine Neffen und Nichten auf. Das erscheint mir sinnvoll und trotzdem denke ich: “wahrscheinlich müssen wir irgendwann anbauen”, “oder wir lagern das Ganze in der Garage. Die Autos müssten dann Draußen parken”.

Ich verstaue die Kiste auf einer anderen Kiste, “Größe 74”, es wackelt etwas und ich hoffe, dass mein Kistenturm nicht umstürzt. Bevor ich nach oben gehe, mache ich einen Abstecher in die Waschküche und nehme einen ganzen Schwung der gewaschenen Kleidung mit, die ich auf dem Kinder-Kleider-Basar in der nächsten Stadt gefunden habe. Dort gibt es Berge von Kleidung und Kinderspielzeug, die nahezu unbenutzt scheinen und ich finde es im Sinne der Nachhaltigkeit wundervoll, dass immer mehr Eltern auch gebrauchte Kleidung für ihre Kinder kaufen. Ich freue mich über Schnäppchen, genau wie die anderen Mamas und Papas, die sich mit mir durch die Hosen und T-Shirts auf den Tischen wühlen.


Konsum löst Glücksgefühle aus


Aus der psychologischen Forschung wissen wir, dass uns Konsum auf einer rein biologischen Ebene kurzfristig glücklich macht, denn beim Kaufen werden Endorphine ausgestoßen. Wir wissen außerdem, dass Kaufentscheidungen weniger rational, sondern eher emotional getroffen werden, selbst wenn wir Stunden vor dem Bildschirm mit Recherche, Testberichten und Online-Preisvergleichen verbringen. Die Kaufentscheidung wird meist schon deutlich früher getroffen, als es uns bewusst ist. Und die Wissenschaft ist sich auch darüber einig, dass besonders bei größeren Investments eine hohe emotionale Verbindung zum Produkt entsteht. Das heißt: wir kaufen ein Produkt aus emotionalen Gründen und je teurer es ist, desto besser bewerten wir es im Anschluss.

Beim Kauf von Produkten für unsere Kinder, insbesondere natürlich für Babys, ist dieses emotionale Einkaufen besonders zu beobachten. Es ist aber auch alles so niedlich.


Die körperliche Entwicklung, aber auch die geistige und motorische Entwicklung unserer Kinder, insbesondere in den ersten Lebensjahren, verläuft rasend schnell. Wir sind also gezwungen, in kurzen Abständen neue Kleidung, Spielsachen und sonstige Kleinkindartikel zu besorgen. Aber wohin mit den Dingen, die ich aktuell nicht mehr brauche?

Platz, Ressourcen & Geld sparen


Auf dem Weg die Treppe nach oben fällt mir ein, dass es immer häufiger ja auch die Möglichkeit gibt, Dinge zu mieten. Angefangen von Autos bis hin zu Kinderspielzeug. Die Option der Miete vereint gleich mehrere Vorteile: im Sinne der Nachhaltigkeit werden auch hier - ähnlich wie beim Kauf von Second Hand - Gegenstände nicht entsorgt, sondern mehrfach verwendet. Überdies stellt das Mieten aber auch eine Lösung für meinen wackeligen Kistenturm im vollen Abstellraum dar und zum dritten sogar noch eine kostengünstige Alternative.


Ich mache mich also im Internet auf die Suche nach Miet- Spielzeugen und stoße auf die bekannten Seiten, die Spielzeugboxen anbieten. Hier gibt es zusammengestellte Boxen für jedes Alter. Praktisch denke ich … allerdings fällt mir auf, dass viele der Spielzeuge aus Plastik sind. Und mir werden noch zwei weitere Nachteile des Mietens von Babyspielzeugen klar: die Option zum Mieten gibt es eigentlich ausschließlich online und zum anderen ist die Auswahl der zur Verfügung stehenden Spielzeuge deutlich geringer. Ich wünschte ich könnte ähnlich wie in einer Bücherei auch in ein Babygeschäft gehen und Dinge ausleihen, die ich nur für kurze Zeit brauche.


Ich frage mich, warum nicht mehr Firmen ihre Produkte zum Kauf oder zur Miete anbieten.


Minimalismus durch Mieten


Und dann frage ich mich, ob das Mieten von Gegenständen eigentlich auf ähnliche Weise Glücksgefühle in uns auslöst, wie das Kaufen. Forschung dazu gibt es meines Wissens leider bislang nicht. Viele Schritte im Prozess des Bestellens sind gleich. Die Recherche in Bezug auf ein Produkt, die Auswahl des Produkts, die Entscheidung für ein Produkt, die Vorfreude auf das Paket, das Auspacken des Pakets, das Benutzen des Gegenstandes. Der einzige Unterschied besteht doch - überspitzt formuliert - darin, dass ich das Geliehene irgendwann zur Post bringe, während ich das Gekaufte im Keller auf wackeligen Kistentürmen stapele. Und könnte man da nicht sogar anführen, dass Minimalismus Menschen glücklich macht? Weniger zu besitzen, weniger Ballast mit sich herumtragen, ein bisschen weniger haben und mehr sein?


Meine Erfahrungen


Unsere Produkte, insbesondere die Mobiles und auch der Spielbogen werden häufig gemietet. Ich würde schätzen, dass etwa die Hälfte der Bestellungen Käufe sind, die andere Hälfte ist zur Miete. Die Entscheidung für die Miete liegt für die meisten KundInnen im geringeren Preis begründet.

Ich bin sehr gespannt, wie sich der Trend weiterentwickelt und mit dem Gedanken an unsere Abstellkammer hoffe ich inständig, dass Kinder irgendwann etwas langsamer wachsen.


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